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Mundo Aborigen

Seltsame runde Steinhäuser, in Felsen eingeritzte Bilder, Gefäße – Archäologen haben auf den Kanarischen Inseln viele interessante Funde gemacht, die auf eine ausgestorbene Kultur hinweisen, die Kultur der Guanchen. Die Guanchen waren die Ureinwohner der Kanarischen Inseln. Sie kamen wohl schon ab 3.000 v. Chr., spätestens aber ab 500 v. Chr. von Afrika her auf die Kanarischen Inseln. Als die Inselgruppe im 15. Jahrhundert von den Spaniern erobert wurde, kamen viele Guanchen bei der Verteidigung ihres Territoriums ums Leben. Andere aber vermischten sich mit den Eroberern, nachdem sie gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Verteidigung aufgegeben und vor den Spaniern kapituliert hatten. So haben viele Menschen, die heute auf den Inseln wohnen, Guanchen als Vorfahren! Das Freilichtmuseum „El Mundo Aborigen“ („Die Welt der Ureinwohner“) auf Gran Canaria ist der geheimnisvollen steinzeitlichen Guanchen-Kultur gewidmet. Es wurde 1994 eröffnet. Wer für eine oder zwei Stunden in eine ganz fremde, faszinierende Welt eintauchen möchte, sollte einen Ausflug zum Freilichtmuseum „El Mundo Aborigen“ einplanen!

Ein Freilichtmuseum in faszinierender Umgebung

Das Freilichtmuseum „El Mundo Aborigen“ liegt auf der Gemarkung der Gemeinde San Bartolomé de Tirajana (rund 57.000 Einwohner) im Süden von Gran Canaria. Autofahrer erreichen das Museum über die Straße GC-60, die von der Kerngemeinde San Bartolomé de Tirajana nach Süden zum Teilort Maspalomas führt. In der freien Natur, auf einem Hügel, wurde das Freilichtmuseum unmittelbar neben der Straße errichtet. Große Schilder weisen darauf hin, so dass Besucher die Abfahrt nicht verpassen können! Parkplätze sind beim Museum in genügender Zahl vorhanden. Wer als Tourist nicht mit einem Leihwagen auf Gran Canaria unterwegs ist, könnte mit einem Linienbus zum Museum gelangen oder auch mit einem Reisebus im Rahmen einer Inselrundfahrt. Touristen, die die sportliche Herausforderung suchen, unternehmen hier im Süden der Insel Fahrradtouren … Von dem Hügel, auf dem das Museum angelegt wurde, geht der Blick weit über karge Berge, bizarre Schluchten (wie etwa die Schlucht Barranco de Fataga) und bis zu den Dünen an der Südküste der Insel! Das weitläufige Gelände des Freilichtmuseums ist mit landestypischen Pflanzen wie Palmen und Kakteen geschmückt. Solche Pflanzen haben schon vor Jahrtausenden hier geblüht, als die Guanchen noch die Eigentümer der Inseln waren …

Die fremdartige, „steinige“ Kultur der Guanchen

Die Guanchen waren Steinzeitmenschen. Ihre Sprache ist untergegangen, nur wenige Reste ihres Wortschatzes sind erhalten geblieben. Außerdem verständigten sie sich – sogar über weite Entfernungen – mit einer Pfeifsprache („El Silbo“). Auf La Gomera ist „El Silbo“ sogar noch in Gebrauch, damit sie nicht ausstirbt, wird die Pfeifsprache auf dieser Nachbarinsel von Gran Canaria noch in den Schulen unterrichtet. Eine Schrift besaßen die Guanchen höchstwahrscheinlich nicht; aber sie ritzten Zeichen in Felsen. Obwohl ihre Vorfahren mit Booten aus Afrika gekommen sein müssen, haben sich die Kenntnisse des Bootsbaus bei den Guanchen nicht erhalten. Sie trieben zwar Fischfang mit Netzen, aber nur vom Ufer aus! (Die verschiedenen Guanchen-Völker auf den Kanarischen Inseln konnten sich aus Mangel an Booten auch nicht gegenseitig besuchen!) Ansonsten lebten die Guanchen-Völker von der Jagd sowie von Ackerbau und Viehzucht. Im Ackerbau waren sie recht „fortgeschritten“, sie kultivierten verschiedene Arten von Getreide, darunter Weizen und Gerste, und sie stellten sich geschickt auf die schwierigen Bedingungen auf den gebirgigen und kargen Inseln ein, indem sie an den Hängen Terrassen anlegten, die dann als Felder dienten. Die Guanchen hatten keine Töpferscheibe, konnten aber Tonwaren herstellen. Die Werkzeuge und Waffen, die sie verwendeten, waren aus Stein (teilweise auch aus Holz), denn sie kannten keine Eisenbearbeitung (übrigens auch kein Rad!). Die Gesellschaft war hierarchisch gestaltet: Ein König regierte das Volk. Unter ihm stand ein Kreis von Vornehmen (eine Art Adel), und Handwerker und Bauern bildeten die Masse des einfachen Volkes. Die Guanchen hingen einer Naturreligion mit diversen Göttern an, und sie glaubten wohl auch an ein Leben nach dem Tod, denn sie haben einen den Ägyptern ähnlichen Totenkult gehabt: Sie verstanden sich auf das Mumifizieren und Einbalsamieren von Toten!

Gran Canaria

Gran Canaria ©iStockphoto/kaleff

Ein Rundgang durch das Freilichtmuseum

Das Freilichtmuseum „El Mundo Aborigen“ besteht aus einem nach den archäologischen Erkenntnissen originalgetreu errichteten Guanchen-Dorf. Der Besucher betritt das Dorf durch ein Tor in einer imposanten – im Guanchen-Stil aus groben Steinen erbauten – Mauer. An der Mauer begrüßt ihn eine überlebensgroße Statue, die einen Guanchen-Herrscher darstellt. Und dann kann sich der Besucher auf einen ausgeschilderten Rundgang durch das Dorf begeben. Informationsschilder in verschiedenen Sprachen (auch auf Deutsch) sind auf dem gesamten Rundweg zu finden. In und vor den runden Steinhäusern sind mit lebensgroßen Figuren eindrückliche Szenen aus dem Leben der Steinzeitmenschen nachgestellt; insgesamt sind ca. 100 sehr „menschlich“ wirkende Figuren über das Museum verteilt. Sie haben alle individuelle Gesichter und Frisuren – meist sind sie langhaarig -, und sie tragen einfache Kleider aus groben Stoffen und aus Tierfellen. Der Besucher erblickt friedliches Familienleben von Leuten, deren Möbel aus Steinen und deren Kleider aus Tierfellen bestehen. In einem vergleichsweise großen und vornehmen Haus treffen sich gerade der König und die führenden Männer des Volkes. Was sie wohl zu besprechen haben … (Viele der einfachen Leute in den Guanchen-Völkern lebten wohl gar nicht in Steinhäusern, sondern in Höhlen!) Und dann werden auch die diversen Berufe thematisiert, denen die Guanchen nachgingen: Fischer mit ihren Netzen, ein Zimmermann, der gerade Holz bearbeitet – natürlich mit einem Steinwerkzeug, ein Medizinmann, der gerade einen Patienten mit blutender Kopfwunde behandelt, ein Metzger, der eine Ziege schlachtet, ein Korbflechter sind zu sehen. Auch der Beruf des Henkers war bei den Guanchen bekannt. Eltern mit kleineren Kindern werden vielleicht die sehr realistisch nachgestellte Szene einer Hinrichtung (Steinigung mit einem großen Felsbrocken!) lieber umgehen, und auch die Ziegenschlachtung und die Szene beim Medizinmann dürften für so manchen Besucher etwas schockierend sein … Aber die Kinder werden im Museum auf alle Fälle ihren Spaß haben!

Spaß für Kinder

Die Guanchen besaßen viele Arten von Haustieren! Sie züchteten Hunde, Hühner, Schweine, Ziegen und Schafe. Zur Freude insbesondere der kleinen Besucher leben im Museum viele Tiere – in kleinen Gehegen, die wahrscheinlich nicht sehr verschieden sind von denen der Guanchen vor 3.000 Jahren! Es ist fast ein kleiner Streichelzoo! Und die Hühner laufen frei auf dem Gelände herum! Eine besondere Attraktion, die gerade kleineren Kindern gefallen dürfte, haben sich die Museumsverantwortlichen ausgedacht: Am Eingang des Museums warten brave kleine Hunde auf die Besucher. Wer möchte, darf einen der Museumshunde (natürlich an der Leine!) als Begleiter auf den Rundgang mitnehmen. Wahrscheinlich ist der eine oder andere kleine Besucher am Ende des Museumsbesuches unglücklich, dass er den vierbeinigen Begleiter nicht mit nach Hause nehmen darf …

Ein kleines Archäologiemuseum

In das Freilichtmuseum integriert ist ein kleines Archäologiemuseum, in dem echte Fundstücke aus der Guanchen-Zeit ausgestellt sind – und hier bestätigt sich wieder einmal: Es war wirklich eine „Stein-Zeit“! Denn viele der gezeigten Gegenstände sind aus Stein; da finden sich u.a. Mahlsteine, steinerne Kannen, Werkzeuge und Vasen, aber auch Tongefäße sowie Schmuckstücke aus Holz. Eigentlich war es eine große Leistung der Steinzeitmenschen, dass sie Gegenstände aus Ton ohne Töpferscheibe herstellen konnten!

Gastronomie und Picknick

Wer sich Zeit nimmt und gemütlich durch das Freilichtmuseum schlendert, alles intensiv betrachtet und auch das Archäologiemuseum besucht, wird insgesamt wohl zwei Stunden auf dem Areal unterwegs sein. Am besten ist es, den Besuch im „El Mundo Aborigen“ gleich als Halb- oder Ganztagesausflug zu planen und – bei der meist vorherrschenden Wärme und Trockenheit – genügend Getränke und auch Proviant zum Picknicken mitzunehmen. Am Kiosk beim Eingang des Museums können die Besucher Getränke und Eis kaufen. Ein Museumsrestaurant ist vorhanden, jedoch sind die Öffnungszeiten unregelmäßig. Auf dem Museumsgelände ist genügend Platz zum Picknicken und Ausruhen. Tische und Bänke (manche im Schatten!) stehen für die Besucher bereit. Nach dem Picknick kann dann der Rundgang fortgesetzt werden, und beim Verlassen der Anlage sollten die Besucher nicht vergessen, noch das eine oder andere Erinnerungsfoto zu knipsen, vielleicht von dem Guanchen-Herrscher am Eingang oder von dem kleinen Hund, der als Begleiter mit unterwegs war … Der Besuch im „El Mundo Aborigen“ wird den meisten Touristen auf alle Fälle unvergesslich bleiben!

Öffnungszeiten

Das Freilichtmuseum „El Mundo Aborigen“ ist täglich von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet. Familien zahlen ermäßigten Eintritt!

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