Wandern auf Gran Canaria
Obwohl weite Teile der Küste stark bebaut sind, ist Gran Canaria eine landschaftlich vielfältige und abwechslungsreiche Insel. Nachdem Jahrzehnte lang Pauschaltouristen, überwiegend den Süden die Insel für sich in Beschlag nahmen, entdecken heute viele Aktivurlauber die Insel für sich. Nachdem schon die Mountainbiker die Möglichkeiten der Insel erkannt haben, begeben sich nun mehr und mehr Besucher auf die hervorragenden Wanderwege, auf der Suche nach dem anderen Gran Canaria. Ihre Mühe wird schon wenige Kilometer von den Ballungszentren und Touristenhochburgen mit unvergesslichen Naturerlebnissen auf nahezu menschenleeren Pfaden belohnt.
Dabei ist Gran Canaria für eine Insel sehr vielfältig. Der oft bemühte Begriff des Miniaturkontinents hat durchaus seine Daseinsberechtigung, sorgen doch bestimmte meteorologische und topographische Besonderheiten für unterschiedliche klimatische Verhältnisse und Landschaftsbilder. Generell gibt es auf der Insel drei klimatische Zonen welche von den Passatwinden bestimmt sind. Den feucht-kühlen Nordosten, den trocken heißen Südwesten und der Gipfelregion, den so genannten Cumbres. Diesen Bedingungen sollte man bei der Planung einer Wanderung unbedingt Rechnung tragen.
Die Insel ist ausgehend von den bis zu 1949 m hohen Erhebungen der Inselmitte, von sich strahlenförmig ausbreitenden Schluchten, den so genannten Barrancos durchzogen. Über 50 von ihnen gibt es auf der Insel. Viele dieser Täler haben sich ihre Ursprünglichkeit bewahren können. Hier findet man wunderbare Naturräume und beschauliches kanarisches Landleben, fast wie aus einer anderen Zeit. Heute stehen weite Teile der Insel unter Naturschutz. Begibt man sich hier auf die alten Pfade der Ureinwohner, den Caminos Reales, den Königswegen, so ist es auch ein Teil der Geschichte der Insel, der man hier begegnet.
Die Caminos Reales verbanden in prähispanischer Zeit die verschiedenen Siedlungen und Kultstätten der Altkanarier miteinander, oder sie führten hinauf zu den Weidegründen in den Bergen. Nach der Eroberung durch die Spanier wurden diese Wege auf Geheiß der spanischen Krone aufwendig befestigt, weswegen man in der Folge von Königlichen Wegen sprach. Zu Beginn des Tourismusbooms gerieten diese Wege in Vergessenheit, da durch den wachsenden Wohlstand, der Eselkarren dem Auto weichen musste. Zum Teil mit EU Geldern wurden in den letzten Jahren die Wege nach und nach restauriert. Heute kann man auf über 1000 Kilometer Länge, die neuen alten Königswege erwandern.
Die Wege verlaufen durch schroffe Felsschluchten, über grüne Auen, entlang an steilen Abhängen oder durch duftende grüne Kiefernwälder. Auf seinem Weg durchquert der Wanderer urige Höhlendörfer und Weiler oder macht Rast an beeindruckenden Aussichtspunkten oder den geheimnisvollen Kultstätten der Ureinwohner. Leider mangelt es häufig, trotz restaurierter Wege, an einer zufrieden stellenden Markierung der Wege oder gar Wegweisern, so dass der Wanderer zum Teil auf das Beachten von Landmarken, den sporadischen Markierungssteinen oder Beschreibungen angewiesen ist.
Die unterschiedlichen Routen stellen ebenso unterschiedliche Ansprüche an die körperliche Fitness der Wanderer. Generell ist aber für jeden etwas dabei. Eigentlich kann auf Gran Canaria das ganze Jahr über gewandert werden. Als der beste Zeitraum gelten allerdings die Monate September bis Mai, da es im Sommer auch schon mal recht heiß werden kann. Andererseits kann es in den Wintermonaten Dezember bis März in den Gipfelregionen und im Norden der Insel recht kalt werden und auch regnen. Die verschiedenartige naturräumliche Gliederung der Insel, sorgt dafür, dass kaum ein Wanderweg dem anderen gleicht. Die Landschaften der Insel kann man grob in die folgenden fünf Regionen aufteilen, welche den Wanderer mit jeweils unterschiedlichen Eindrücken überraschen.